Verschneite Obstbäume mit Öschbergkrone auf einer Streuobstwiese im Winter

Der Oeschbergschnitt

Obstbaumerziehung: Junger Apfelbaum geschnitten nach System Öschberg/Palmer Kronenerziehung: Junger Obstbaum geschnitten nach System Öschberg/Palmer Junger Apfelbaum mit einer nach Öschberg/Palmer erzogenen Baumkrone kurz vor Beginn der Ertragsphase Quittenbaum in der Ertragsphase mit Öschbergkrone in einem Garten Junger Walnussbaum während der Kronenerziehung nach Öschberg/Palmer Nach Öschberg/Palmer erzogener Apfelbaum in der Ertragsphase auf einer Streuobstwiese Apfelbaum in der Hauptertragsphase mit Öschbergerziehung auf einer Streuobstwiese Apfelbaum mit einer Öschbergkrone in der Hauptertragsphase auf einer Streuobstwiese Hochstämmiger Apfelbaum im Öschbergschnitt in der Hauptertragsphase auf einer Streuobstwiese Birnbaum in der Ertragsphase kurz vor Abschluss der Umstellung auf eine Öschbergkrone auf einer Streuobstwiese Hauszwetschge mit Öschbergschnitt in der Ertragsphase in einem Garten Kirschbaum in der Ertragsphase nach Umstellung auf eine an den Prinzipien des Öschbergschnitts orientierte Kronenstruktur Wir praktizieren beim Schnitt junger und alter Obstbäume u. a. den Öschbergschnitt und lehren ihn in den von uns durchgeführten Obstbaumschnittkursen als Methode für die Erziehung und den Schnitt großkroniger Obstbäume.

Der Oeschbergschnitt wurde in den 1920er Jahren in der Schweiz entwickelt und ab den 1950er Jahren von Helmut Palmer auch in Deutschland verbreitet und weiter entwickelt.

Kennzeichnend für den Öschbergschnitt ist der Aufbau der Obstbaumkrone aus in der Regel vier anfangs flacher, später steil ansteigenden Leitästen mit diesen untergeordneten nach außen gerichteten begleitenden Fruchtästen und einer Stammverlängerung, welche in der Form einer schlanken Spindel ohne zusätzliche Leitastetagen erzogen wird und die Leitastspitzen in der Höhe nur mäßig überragt.

Dieser Kronenaufbau ähnlich einer jungen Naturkrone bleibt über die gesamte Lebensdauer des Baumes erhalten.
Er entspricht dem natürlichen Wachstumstrieb des Obstbaums und hilft, den späteren Schnittaufwand u. a. durch die Vermeidung überbauender Kronenpartien zu reduzieren.
Die Erziehung einer Öschbergkrone in ihrem grundsätzlichen Kronenaufbau ist bei allen heimischen Obstbaumarten und (fast allen) Sorten auf mittelstarker bis starkwüchsiger Wurzelunterlage möglich und wegen der damit verbundenen Vorteile sinnvoll.

Beim Öschbergschnitt werden die jungen Obstbäume in den ersten ca. 5–10 Jahren jährlich geschnitten, wobei die Leitäste, die begleitenden Fruchtäste und die Mitte zur Stabilisierung (Förderung des Dickenwachstums) und zur besseren Verzweigung jedes Jahr angeschnitten werden.
Am Jahrestrieb der Leitäste werden dabei die oberen und seitlichen Knospen ausgebrochen um den gewünschten Austrieb in die Breite/nach außen zu erreichen und unerwünschte nach innen gerichtete Triebe gar nicht erst entstehen zu lassen. Ebenso werden am Mitteltrieb die der Spitzenknospe folgenden obersten Knospen, welche zu kräftigen, steil wachsenden Trieben führen würden, ausgebrochen, um einen flacheren Austrieb zu erreichen.

Nach dieser ca. 5–10 Jahre dauernden Erziehungsphase kann bei den Schnittintervallen auf einen mehrjährigen Rhytmus von ca. 2–3 Jahren übergegangen werden. Dieser kann mit fortschreitendem Alter des Baumes ausgedehnt werden. Beim erwachsenen Obstbaum ist es in der Regel sinnvoll, diesen alle ca. 3–5 Jahre zu schneiden. Längere Schnittintervalle als fünf Jahre führen in aller Regel zu zu starken Eingriffen.

Charakteristisch für nach Öschberg/Palmer erzogene Obstbäume ist der breite Wuchs mit steilen Leitästen, im unteren Bereich der Baumkrone liegender Hauptertragszone und dadurch statisch günstigem tiefen Schwerpunkt des Baumes. Dies ermöglicht ein leichtes Ernten des Obstes ohne hohe Leitern und das stabile Kronengerüst erlaubt auch im Vollertrag einen Verzicht auf Stützen.
Die gute Belichtung sämtlicher Äste führt zu einer hohen Obstqualität und guter Ausreife der Früchte.
Die gute Durchlüftung der gesamten Baumkrone beschleunigt ein Abtrocknen der Blätter und Früchte und beugt Pilzkrankheiten vor.

Ein weiterer großer Vorteil des Öschberg-/Palmer-Schnittes ist dessen leichte Erlernbarkeit.

Mittlerweile hat sich der Öschberg-/Palmer-Schnitt in Fachkreisen als empfehlenswerte Methode für die Erziehung und den Schnitt von hochstämmigen Obstbäumen auf Streuobstwiesen weitgehend durchgesetzt.

Kronenumstellung auf eine Öschbergkrone

Bei der Sanierung lange Zeit ungepflegter Streuobstwiesen ist es oft mit gutem Erfolg möglich, nach anderen Erziehungssystemen erzogene Obstbäume oder Altbäume mit nicht mehr erkennbarer Kronenstruktur auf eine Kronenstruktur, die sich an den Prinzipien des Öschbergschnitts orientiert, umzustellen.
Diese in der Regel über mehrere Jahre in Etappen durchgeführte Umstellung der Baumkrone bringt eine Verbesserung der Baumstatik und meist eine deutliche Vitalisierung des Baumes mit sich, die sich auf die weitere Lebenserwartung der meist älteren und oft vergreisten Obstbäume positiv auswirkt.
Generell ist eine Kronenumstellung auf eine an den Prinzipien des Öschbergschnitts orientierte Kronenerziehung für Bäume jeglichen Alters, die nach anderen, weniger gut funktionierenden, Erziehungssystemen erzogen wurden, z.B.für hochstämmige Obstbäume mit mehreren flachen Astetagen übereinander, für Bäume, die nie eine Kronenerziehung erfahren haben oder durch langjährig unterlassene Pflege keine erkennbare Kronenstruktur mehr haben, möglich und meist sinnvoll.
Sie hat das Ziel, die Vitalität und Statik des Baumes und ggf. dessen Nutzbarkeit zu verbessern, die Lebenserwartung des Baumes zu verlängern und langfristig den Pflegeaufwand zu verringern.

Erreicht wird dies dadurch, dass bei einer Umstellung auf eine Oeschbergkrone die für die zukünftige Baumentwicklung und ggf. Nutzbarkeit größten Probleme – in der Regel schrittweise über mehrere Schnittintervalle verteilt – reduziert werden und gleichzeitig Gewünschtes gefördert wird. So werden bei einer Kronenumstellung regelmäßig Konkurrenzsituationen durch z.B. überbauende obere Astetagen aufgelöst und zum Schnittzeitpunkt u.U. nicht vorhandene gewünschte Kronenelemente, wie z.B. statisch günstige steile Leitäste, nacherzogen und/oder gefördert.

Bei der Umsetzung einer Kronenumstellung auf eine Öschbergkrone geht es allerdings nicht darum, möglichst schnell einen Obstbaum zu erhalten, der optisch einem langjährig nach Oeschberg/Palmer erzogenen Obstbaum gleicht (Stammverlängerung plus vier steile Leitäste, jeweils mit (begleitenden) Fruchtästen, keine zusätzlichen konkurrierenden Astetagen).
Radikale Eingriffe, wie z.B. das komplette Wegsägen zusätzlicher Astetagen an der Stammverlängerung/Mitte würden zu sehr großen, in der Folge einfaulenden, Schnittwunden am Kronengerüst und. u.a. zu einem sehr großen Verlust an Blattmasse mit der Folge einer Schwächung des Baumes und eines starken Neutriebes führen.

Anstatt also weitere vorhandene Astetagen oberhalb der unteren (Leit-)Astetage komplett wegzusägen, gilt es, die konkurrierenden oberen Astetagen unterzuordnen und dadurch die Konkurrenzsituation zu beseitigen.
Eine solche Unterordnung lässt sich u.a. durch eine Reduzierung der Länge, der Steilheit und/oder der Blattmasse des jeweiligen Astes erreichen, ohne den Ast ganz wegsägen zu müssen.
Hierbei gilt wie bei allen Schnittmaßnahmen: So wenig wie möglich und so viel wie nötig schneiden. Meist reicht es, einen behindernden Ast, durch einen Ableitungsschnitt einzukürzen oder ihm eine leicht andere Richtung oder Neigung zu geben, um problematische Stellen zu entschärfen. Lieber mehrere kleinere Schnittwunden als einzelne große.

Radikale Eingriffe – oft vom Boden aus mit dem Hochentaster ausgeführt – sind nicht nur fachregelwidrig, sondern führen vor allem nicht zu der gewünschten Lebensdauerverlängerung des Baumes oder der möglicherweise angestrebten Verringerung des Schnittaufwandes.
Stattdessen kommt es durch die meist großen Schnittwunden in der Folgezeit zu umfangreichen Einfaulungen mit einer perspektivisch schlechteren Baumstatik und einer Lebensdauerverkürzung. In der Zwischenzeit erhöht sich der Folgepflegeaufwand durch den aus dem großen Blattmasseverlust resultierenden sehr starken Neutrieb sehr stark.
Radikale Eingriffe am Baum sind allenfalls einmal billig – selten nachhaltig oder kostengünstig. Dies gilt nicht nur für Kronenumstellungen auf eine Öschbergkrone, sondern für jegliche Schnittmaßnahme am (Obst-)Baum!